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| <br>'''''Ausgang [1889]'''''<br>Immer enger, leise, leise <br>Ziehen sich die Lebenskreise, <br>Schwindet hin, was prahlt und prunkt, <br>Schwindet Hoffnung, Hassen, Lieben, <br>Und ist nichts in Sicht geblieben <br>Als der letzte dunkle Punkt.<br> | | <br>'''''Ausgang [1889]'''''<br>Immer enger, leise, leise <br>Ziehen sich die Lebenskreise, <br>Schwindet hin, was prahlt und prunkt, <br>Schwindet Hoffnung, Hassen, Lieben, <br>Und ist nichts in Sicht geblieben <br>Als der letzte dunkle Punkt.<br> |
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Lyrik
Lyrik wurde ursprünglich zur Lyra vorgetragen bzw. gesungen.
Die Lyrik steht damit in einer gewissen Beziehung zur Musik und zum Lied.
Lyrische Texte werden auch als Gedichte verstanden, sie
unterscheiden sich von den poetischen und dramatischen Werken durch ihre gebundene Form, aber selbstverständlich ist nicht nur die Form eines Werkes maßgebend.
Lyrische Werke haben eine strengere Form,
große Ausdruckskraft; charakteristisch ist die sprachliche Ökonomie, Subjektivität und ihren Bezug auf ein „lyrisches Ich".
Lyrische Werke:
Heinrich Heine, 1822 (1799-1856)<u</u>
Loreley
1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Daß ich so traurig bin, Ein Märchen aus uralten Zeiten, Das kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt, Und ruhig fließt der Rhein; Der Gipfel des Berges funkelt, Im Abendsonnenschein.
2. Die schönste Jungfrau sitzet Dort oben wunderbar, Ihr gold'nes Geschmeide blitzet, Sie kämmt ihr goldenes Haar, Sie kämmt es mit goldenem Kamme, Und singt ein Lied dabei; Das hat eine wundersame, Gewalt'ge Melodei.
3. Den Schiffer im kleinen Schiffe, Ergreift es mit wildem Weh; Er schaut nicht die Felsenriffe, Er schaut nur hinauf in die Höh'. Ich glaube, die Wellen verschlingen Am Ende Schiffer und Kahn, Und das hat mit ihrem Singen, Die Loreley getan.
Johann Wolfgang von Goethe
Abschied
Zu lieblich ist's, ein Wort zu brechen, Zu schwer die wohlerkannte Pflicht, Und leider kann man nichts versprechen, Was unserm Herzen widerspricht.
Du übst die alten Zauberlieder, Du lockst ihn, der kaum ruhig war, Zum Schaukelkahn der süßen Torheit wieder, Erneust, verdoppeltst die Gefahr.
Was suchst du mir dich zu verstecken! Sei offen, flieh nicht meinem Blick! Früh oder spät mußt' ich's entdecken, Und hier hast du dein Wort zurück.
Was ich gesollt, hab' ich vollendet; Durch mich sei dir von nun an nichts verwehrt; Allein, verzeih dem Freund, der sich nun von dir wendet Und still in sich zurücke kehrt.
Der Zauberlehrling
Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister Auch nach meinem Willen leben. Seine Wort und Werke Merkt ich und den Brauch, Und mit Geistesstärke Tu ich Wunder auch.
Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße. Und nun komm, du alter Besen, Nimm die schlechten Lumpenhüllen! Bist schon lange Knecht gewesen: Nun erfülle meinen Willen! Auf zwei Beinen stehe, Oben sei ein Kopf, Eile nun und gehe Mit dem Wassertopf!
Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße. Seht, er läuft zum Ufer nieder! Wahrlich! ist schon an dem Flusse, Und mit Blitzesschnelle wieder Ist er hier mit raschem Gusse. Schon zum zweiten Male! Wie das Becken schwillt! Wie sich jede Schale Voll mit Wasser füllt!
Stehe! stehe! Denn wir haben Deiner Gaben Vollgemessen! - Ach, ich merk es! Wehe! wehe! Hab ich doch das Wort vergessen! Ach, das Wort, worauf am Ende Er das wird, was er gewesen! Ach, er läuft und bringt behende! Wärst du doch der alte Besen! Immer neue Güsse Bringt er schnell herein, Ach, und hundert Flüsse Stürzen auf mich ein!
Nein, nicht länger Kann ichs lassen: Will ihn fassen! Das ist Tücke! Ach, nun wird mir immer bänger! Welche Miene! welche Blicke! O, du Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle Doch schon Wasserströme laufen. Ein verruchter Besen, Der nicht hören will! Stock, der du gewesen, Steh doch wieder still!
Willst am Ende Gar nicht lassen? Will dich fassen, Will dich halten Und das alte Holz behende Mit dem scharfen Beile spalten! Seht, da kommt er schleppend wieder! Wie ich mich nur auf dich werfe, Gleich, o Kobold, liegst du nieder; Krachend trifft die glatte Schärfe. Wahrlich! brav getroffen! Seht, er ist entzwei! Und nun kann ich hoffen, Und ich atme frei!
Wehe! wehe! Beide Teile Stehn in Eile Schon als Knechte Völlig fertig in die Höhe! Helft mir, ach! ihr hohen Mächte! Und sie laufen! Naß und nässer Wirds im Saal und auf den Stufen: Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister, hör mich rufen! - Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, Werd ich nun nicht los.
"In die Ecke, Besen! Besen! Seids gewesen! Denn als Geister Ruft euch nur, zu seinem Zwecke, Erst hervor der alte Meister."
Novemberlied
Dem Schützen, doch dem alten nicht, Zu dem die Sonne flieht, Der uns ihr fernes Angesicht Mit Wolken überzieht;
Dem Knaben sei dies Lied geweiht, Der zwischen Rosen spielt, Uns höret und zur rechten Zeit Nach schönen Herzen zielt.
Durch ihn hat uns des Winters Nacht, So häßlich sonst und rauh, Gar manchen werten Freund gebracht Und manche liebe Frau.
Von nun an soll sein schönes Bild Am Sternenhimmel stehn, Und er soll ewig, hold und mild, Uns auf- und untergehn.
andere Autoren:
Die Frage bleibt [1889] Halte dich still, halte dich stumm, Nur nicht forschen, warum? warum? Nur nicht bittere Fragen tauschen, Antwort ist doch nur wie Meeresrauschen. Wie’s dich auch aufzuhorchen treibt, Das Dunkel, das Rätsel, die Frage bleibt.
Ausgang [1889] Immer enger, leise, leise Ziehen sich die Lebenskreise, Schwindet hin, was prahlt und prunkt, Schwindet Hoffnung, Hassen, Lieben, Und ist nichts in Sicht geblieben Als der letzte dunkle Punkt.
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